Geplante Termine für künftige Friedensgebete:

Freitag, 1. Juli und

Freitag, 26. August

jeweils 18 Uhr als „Musikalische Friedensandacht“ mit Dr. Peter Thomas in der Kirche Birnbach

 

 

„Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein!“

 

„Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein!“ So haben es die Kirchen weltweit bei ihrer ökumenischen Vollversammlung 1948 formuliert. Doch immer wieder gibt es Kriege, und das unermessliche Leid, das derzeit der Angriffskrieg über die Ukraine und die dort lebenden Menschen bringt, bewegt, berührt und ängstigt auch die Menschen, die hier leben. Bei den Älteren, die es noch selbst miterlebt haben oder aus den Erzählungen in ihren Kindertagen kennen, rufen die Schreckensbilder auch die Erinnerungen an den 2. Weltkrieg wach. 77 Jahre danach ist auch dieser Krieg immer noch „spürbar“.

Bei einer „Musikalischen Andacht für den Frieden“ am 25. März in der Birnbacher Kirche wurde gemeinsam um Frieden gebetet und der Opfer gedacht. Vorbereitet hatten sie die Presbyter Frank Schumann und Alfred Stroh. Den musikalischen Part hatte Dr. Peter Thomas (Birnbach/Foto links) übernommen. Er hatte berührende Lieder vorbereitet, die den Wahnsinn des Krieges in Worte und Töne fassten. So „Sag mir, wo die Blumen sind“ oder „Es ist an der Zeit…“

Gedanken und Lieder, die u.a. an die Erfahrungen aus dem 1. Weltkrieg anknüpften, fasste er zusammen in einer Gedankenkette mit „Der Graben“ (Tucholsky), „Wenn die Krieger kommen“ (Hüsch) und einem Wiegenlied (Degenhardt), sowie in einer Bearbeitung von Hannes Wader „Johnny nun liegst Du so da…“.

 

Frank Schumann, auch als Heimatkundler engagiert, hatte für die Besucherinnen und Besucher der Friedensandacht die heimatlichen Geschehnisse aus dem März 1945 zusammengefasst. Hier sein Beitrag:

Wenn wir dieser Tage die Nachrichten mit ihren schrecklichen Bildern sehen, dann bekommen wir Tod und Zerstörung zu Gesicht.
Die zerbombten Gebäude, die gesprengten Brücken und die Bombentrichter in den Straßen Mariupol, Kiew und den anderen von der russischen Aggression heimgesuchten Städten der Ukraine lassen uns das Ausmaß dieser Vernichtung deutlich erkennen.

Wir fühlen uns erinnert an die Bilder der weiter schwelenden Kriege, die wir in den letzten 30 Jahren z.B. auf dem Balkan und im Nahen Osten sehen mussten. Für uns blieben es Bilder.
Aber vor 77 Jahren, und einigen in unserer Gemeinde haben noch die eigenen Erlebnisse fest in ihrem Gedächtnis eingeprägt, da waren das erlebte Bilder in unserer Heimat.

Die Bombenangriffe

auf Altenkirchen (der letzte heute auf den Tag genau mit der vollständigen Zerstörung der ev. Kirche),

auf Sörth (das ohne Grund bombardiert wurde und wo so viele Menschen „aus Versehen“ getötet“ wurden)

und vor allem auch mitten in unserer Gemeinde auf Weyerbusch, sie zeigten alle überdeutlich was Krieg bedeutet:
unkontrollierter Tod und totale Zerstörung.
Der ganze östliche Teil von Weyerbusch wurde zusammengebombt und 128 Menschen (Soldaten, Zivilisten und sogenannte Fremdarbeiter) fanden den Tod.

Einige Tage später kam es dann am 26. März 1945 auch zu blutigen Auseinandersetzungen der kämpfenden Parteien in unserer Gegend.

Hier spielten sich im Bereich Hasselbach Kampfszenen ab, wie sie in den freien Flächen der umkämpften ukrainischen Gebiete leider ebenfalls gang und gäbe sind.

Die Panzerspitzen der 3. US-Panzerdivision von Rettersen – Witthecke kommend wurden durch Pak- und Panzerfeuer in ihrem Vormarsch gestoppt und verloren mehrere Sherman-Panzer mit den Besatzungen. Die amerikanischen Gegenmaßnahmen waren eine verstärkte Artillerieunterstützung und der Einsatz zweier Infanteriekompanien, die nun in Hasselbach zum Teil Haus für Haus gegen sich noch immer zäh wehrende Wehrmachtssoldaten vorzugingen. Es waren Nahkämpfe, die zu den blutigsten und brutalsten Auseinandersetzungen geführt hatten. Teilweise wurde unter Einsatz von Bajonett oder Spaten gefochten.
(Mitten in Hasselbach wurde ein Soldat durch einen Klappspatenschlag auf den Kopf getötet.)
Am Ende starben hier amerikanische und deutsche Männer in völliger Sinnlosigkeit.

Dass es auch anders ging, zeigt eine Begebenheit aus Wölmersen. Frauen des Dorfes konnte eine blutjunge Flakbesatzung davon abbringen auf die in Birnbach über die heutige B8 vorrückenden Amerikaner zu schießen. Es gab kein Gefecht, Wölmersen wurde verschont und viele Menschenleben gerettet.
Die Erinnerung an die mutigen Frauen der Ukraine, die sich vor russische Panzer stellen, drängt sich sofort auf.

Hier bei uns der Region musste und konnte die Heimat auch nicht mehr verteidigt werden. Die amerikanische Armee zog fast ungehindert weiter und der deutsche Widerstand wurde immer schwächer. Und dennoch forderte auch dies wieder zu viele sinnlos gebrachte Opfer. Die Kriegsgräber auf unseren Friedhöfen zeugen davon.
Weyerbusch, Hasselbach, Sarajewo, Bagdad, Homs, der Donbass, Mariupol, Kiew – überall zeigte und zeigt der Krieg seine schreckliche Fratze.
Tod, der oft die Schwächsten und Ungeschütztesten trifft. Zerstörung ohne Sinn und Verstand.
Menschenverachtende Führer, die Umkehr nur als narzisstische Kränkung erfahren.

„Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein!“,

das Motto unserer musikalischen Andacht für den Frieden,

ist nicht der Ruf von Sozialromantikern oder frommen Fantasten,

sondern der notwendige Aufschrei der Realisten und Erfahrenen.

Krieg erzeugt nur Tod und Zerstörung.

Krieg raubt vor allem den Schwächsten und am wenigsten Geschützen Zukunft und Hoffnung.

Unser Gott schenkt dagegen Leben und will Leben in Fülle.

Er steht für Zukunft und Hoffnung.
Genau deshalb gilt:

„Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein!“

 

Friedensgebete und „Verleih uns Frieden gnädiglich“ gehörten ebenso zur Andacht wie eine Kollekten-Sammlung für die Diakonie-Katastrophen-Hilfe.

 Zum nächsten „Musikalischen Friedensgebet“ kommen am Freitag, 8. April, 18 Uhr, alle Interessierten wieder in der Birnbacher Kirche zusammen.