„Sie strahlen so viel Offenheit und Zugewandtheit für andere aus, dass Menschen spüren, aus welcher Kraft heraus Sie Ihren Glauben leben und die Gemeinschaft mit anderen gestalten – sei es hier in Ihrer Kirchengemeinde, im Presbyterium, an Ihrem Arbeitsplatz, aber auch in Ihrem ganz persönlichen Leben“, zeigte sich Superintendentin Andrea Aufderheide bei der Ordination von Anja Barth zur Prädikantin voller Vorfreude auf künftiges gemeinsames Wirken.
In einem Festgottesdienst in der Kirche in Birnbach wurde die 51-Jährige nun offiziell in den Prädikanten-Dienst gestellt und darf – wie rund 650 Frauen und Männer im Rheinland – nun ihren ehrenamtlichen Dienst in der „Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung“ versehen.
In unserer Kirche, da wo sie vor Jahren selbst als Pfarrerin ordiniert wurde, erinnerte Superintendentin an die Wegbereiterinnen der (umfassenden) Frauenordination und den langen mühseligen Weg dorthin.
„Das hätten sich unsere Schwestern im Glauben und im ordinierten Amt vor mehr als einem halben Jahrhundert noch nicht träumen lassen, dass ihr mühevoller und beschwerlicher Weg hin zur rechtlichen Gleichstellung von Frauen und Männern im Pfarramt in der Rheinischen Landeskirche eines Tages auch reiche Früchte für den ordinierten Dienst von Frauen im Prädikantenamt tragen würde“, reflektierte die Superintendentin.
Ordination und Anja Barth bei ihrer ersten Predigt als ordinierte Prädikantin
Erinnerung an Pionierinnen
Eine der „Pionieren im Pfarramt“ war auch die frühere Birnbacher Gemeindepfarrerin Ursula Köhler, die als eine der ersten Frauen die „volle Dienstberechtigung“ leben konnte und den Weg der Gleichberechtigung ebnete.
Vor mehr als 80 Jahren waren es die Männer der Bekennenden Kirche, die entschieden, dass Ehrenamtliche – damals nur Männer und „Predigthelfer“ genannt – als Laien ausgebildet, „zugerüstet“ und heute – Prädikanten genannt – ordiniert wurden.
„Das ist ein wertvolles Erbe, auf das wir in unseren Gemeinden zu Recht stolz sein dürfen“, erinnerte Aufderheide. „Die ehrenamtlichen Prädikantinnen und
Prädikanten leisten gemeinsam mit allen im Dienst am Wort und Sakrament stehenden Christinnen und Christen – sei es im Pfarramt oder in der hauptberuflichen Mitarbeiterschaft – einen wichtigen Dienst in unserer Kirche!“
Viel Freude kundgetan
Ganz viel Freude über die neue Mitarbeiterin, Stolz auf das von Anja Barth im Vorfeld Geleistete und Dankbarkeit darüber, mit einer „authentischen Predigerin“ einen solchen „Schatz“ nun in der Gemeinde haben zu dürfen, kennzeichneten die Beiträge im Ordinationsgottesdienst und bei der anschließenden Feierstunde im Gemeindezentrum in Weyerbusch. An beiden Orten hatten sich neben der Gemeinde und den Nachbarregionen, mit denen unsere Gemeinde nun zusammenwächst, auch viele Weggefährten und die Familie Anja Barths versammelt. Mitglieder des Presbyteriums und andere Helferinnen und Helfer hatten dazu das Gemeindezentrum in einen „Festsaal“ verwandelt“ und sorgten dafür, dass alle Gäste gut bewirtet die Feierstunde genießen konnten.
Mit einem herzlichen Glückwunsch und besonderen Geschenken bedachte auch das Presbyterium die neue Prädikantin.
Langer Weg mit gutem Ende
Mit langem Vorlauf und unter schwierigen Bedingungen (die Corona-Zeit hat auch hier ihre Spuren hinterlassen) musste Anja Barth – neben allen Verpflichtungen in Beruf, Ehrenamt und Familie – die anspruchsvolle Ausbildung stemmen. (Siehe dazu auch den untenstehenden Artikel: „Freude über unsere neue Prädikantin“)
Entsprechend groß ihr Dank an all diejenigen, die sie in diesen fordernden Jahren mitgetragen haben, sie vielfältig unterstützten und förderten. Als Mentor stand ihr in ihrer Ausbildung der ehemalige Birnbacher Gemeindepfarrer Stefan Turk zur Seite, zudem ihre Ausbildungsgruppe und ein gut funktionierendes Netzwerk. „Dafür bin ich dankbar! So habe ich es anpacken können: mit Respekt, Ehrfurcht und Hoffnung und der Gewissheit, dass Gott mir beisteht,“ resümierte Anja Barth angesichts der vielen lieben Worte, Glückwünsche, Geschenke und Überraschungsaktionen (u.a. von ihrer Familie), die ihr an ihrem Festtag zuteilwurden.
Grußworte und Geschenke
Wertschätzende und freundschaftliche Grußworte gab es vom Presbyterium (stv. Vorsitzender Frank Schumann), von Superintendentin Andrea Aufderheide, die Anja Barth auch für den „PrädikantInnen-Konvent“ im Kirchenkreis willkommen hieß, Mentor Pfarrer Stefan Turk, Jugendleiter Udo Mandelkow, Pfarrer Karsten Matthis (Flammersfeld), Pfarrer Bernd Melchert (Mehren-Schöneberg) und Unterstützer und Ehemann Guido Barth für die Familie.
„Anja ist von dieser Welt, schöpft aus ihrer Lebenswelt für unsere Lebenswelt und unser Hören auf die Frohe Botschaft“, fasste der stellvertretende Presbyteriumsvorsitzende und Prädikantenkollege Frank Schumann seine Vorfreude auf künftiges gemeinsames Wirken zusammen: „Unsere Gemeinde freut sich auf viele bereichernde Gottesdienste mit Dir!“
Fotos: Erhard Waßmuth u.a.
11/24 Freude über unsere neue Prädikantin
„Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“ Diese Worte des Markus-Evangeliums waren aufbauende Lebensbegleitung und werden auch bei einem besonderen Gottesdienst einfließen: Anja Barth (51) aus Hilkhausen ist die erste Frau, die in unserer Kirchengemeinde als Prädikantin ausgebildet wurde. Die kommunale Verwaltungsangestellte und Mutter von drei erwachsenen Kindern nimmt künftig das Amt einer Prädikantin bei uns wahr und wird dazu von Superintendentin Andrea Aufderheide in einem Festgottesdienst am 1. Adventssonntag, 1. Dezember, 14 Uhr, in der Kirche ordiniert.
Mit ihrer Ordination kann sie nun ihren ehrenamtlichen Dienst in der „Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung“ in unserer Gemeinde und rheinlandweit versehen.
Rund 20 Männer und Frauen tun dies im Kirchenkreis Altenkirchen, mehr als 650 in der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die Frauen und Männer, die als Prädikanten wirken, kommen aus allen Altersgruppen, Berufen und sozialen Schichten und sind in ihren Diensten in den Gemeinden vielfältig aktiv. Ebenso wie die Pfarrer tragen sie dabei einen Talar und halten Gottesdienste in verschiedenster Form.
Ehrenamtliche setzen einen besonderen Akzent
„Ehrenamtliche Prädikanten bringen in ihrer Verkündigung und bei den Kasualien Erfahrungen aus ihren jeweiligen Berufen und Lebenswelten in die Kirche ein und geben so der Predigt einen eigenen Akzent“, unterstreicht Superintendentin Andrea Aufderheide, sie leitet und begleitet ehrenamtlich auch den Prädikanten-Konvent im Kirchenkreis, wie wichtig das Prädikantenamt für die Kirche ist. Seit über 70 Jahren gehören die Prädikanten ganz selbstverständlich zu „Gottes Bodenpersonal“ in den Gemeinden.
Fünf Jahre Vorlauf – zwei intensive Ausbildungsjahre
Gut fünf Jahre sind seit Anja Barths ersten Bemühungen um eine Ausbildung bis zum Abschluss vergangen. Derzeit ist nämlich die Warteliste bei den Prädikanten in unserer Landeskirche lang; viele Menschen wollen sich für den Dienst als „Laien-Prediger“ ausbilden lassen.
Zwei Jahre Ausbildung musste Anja vor Dienstantritt absolvieren: mehrere Seminare zu Themen wie Bibelkunde, Glaubensbekenntnisse, Amtshandlungen (Kasualien), Liturgie und „liturgische Präsenz“, Predigtlehre, Seelsorge, Kirchengeschichte und reformatorische Bekenntnisschriften und weiteres.
Bewältigten musste sie zudem mehrtägige oder Wochenend-Seminare, vielfach auf dem „Heiligen Berg“ in Wuppertal und immer in ihrer Freizeit, neben allen beruflichen und familiären Aufgaben. Etliche Urlaubswochen und Wochenenden wurden so in die Ausbildung investiert, hinzu kamen praktische Vorbereitungen und intensives Selbststudium.
Angeregt zur Ausbildung wurde sie von Frank Schumann, „Prädikanten-Urgestein“ und Kollege aus unserer Gemeinde.
Über die gesamte Ausbildungsdauer (zum praktischen Teil der Ausbildung gehörten zehn Gottesdienste und ein Taufgottesdienst nebst intensiver Vorbereitung) stand ihr als Mentor der ehemalige Birnbacher Gemeindepfarrer Stefan Turk zur Seite.
Im Netzwerk viel Unterstützung erfahren
Wichtig während ihrer Ausbildung war Anja Barth zudem der permanente Austausch mit den Kurskollegen: „Gegenseitiges Lesen der Predigten, Feedback geben und erhalten, die mentale und auch handfeste Unterstützung persönlich, telefonisch und in Netzgruppen haben mir sehr geholfen. Das war viel weiterführendes Miteinander!“
„Es war eine anstrengende, aber auch bereichernde und prägende Zeit“, reflektiert Anja Barth, die auch seit vielen Jahren Presbyterin ihrer Heimatgemeinde ist, die vergangenen Jahre. „Die Begegnung und der Austausch mit ganz unterschiedlichen Menschen gaben viel Kraft und Anregung!“
Anja Barth freut sich auf ihre neuen Aufgaben, getragen von der Gemeinde und den Menschen dort. Aber auch demnächst in der Großgemeinde, die sich im übernächsten Jahr aus unseren drei Gemeinden (Birnbach, Flammersfeld und Mehren-Schöneberg) entwickelt. Damit sind dann ihre Herkunftsgemeinde Flammersfeld und unsere Gemeinde, in der sie seit 26 Jahren lebt, vereint. „Rundum-Zuhause“ für die Predigerin, die in ihrer Freizeit auch gerne als Ausgleich zu „sitzendem Beruf und Ehrenamt“ die Bewegung draußen schätzt – radelnd oder im Garten werkelnd.